Reiseführer als Vehikel für historische Mythen
Teilprojekt des gemeinsamen Forschungsprojekts "Begegnungen nach Plan"
Die Quellengattung des Reiseführers hat in der Erforschung der deutsch-polnischen Beziehungen der Nachkriegszeit wenig Aufmerksamkeit erfahren. Dabei stellte diese Textform für die Besucher:innen aus Westdeutschland häufig den kulturellen Erstkontakt mit der Polnischen Volksrepublik dar. Der Beitrag setzt sich daher zum Ziel, am Beispiel deutschsprachiger Reiseführer aus Polen der Frage nachzugehen, welches historisches Selbstbild diese in den 1970/80er Jahren den deutschen Tourist:innen zu vermitteln beabsichtigten. Wie wurden in den Reiseführern die deutsch-polnischen Verflechtungen erzählt und visuell vermittelt? Mit welchen Geschichtsbildern wurden die darin beschriebenen ehemaligen deutschen Gebiete zu polnischen Gedächtnislandschaften inszeniert und uminterpretiert? In diesem Zusammenhang ist davon auszugehen, dass die ausgewählten Reiseführer Ordnungsversuche und Ordnungsvorstellungen präsentierten, die mit politisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verbunden waren und eine geschichtspolitische Konditionierung der Reisenden bezweckten.