Weitere Neuigkeiten


06.03.2024

Umbrüche - Aufbrüche/Przełomy - przeobrażenia/Upheavals - New Beginnings

Das Nordost-Institut auf dem 6. Kongreß Polenforschung

Die Geschichte ist eine Geschichte von Brüchen ebenso wie eine Geschichte des Umgangs mit diesen Brüchen, ihrer Beurteilung, ihrer Überwindung aber auch ihres schöpferischen Potentials. Der Sechste Kongress Polenforschung lädt vom 14.-17. März 2024 unter dem Titel „Umbrüche - Aufbrüche/Przełomy - przeobrażenia/Upheavals - New Beginnings“ zur Diskussion dieser Probleme nach Dresden ein. Agnieszka Pufelska ist mit einem Beitrag zu „Fractureless Appropriation in the Fractured Time (Museum Example)“ (Sektion: Presenting History in post-Displacement Regions) und dem Beitrag „Mehr als 'Stalins Stachel'. Der Warschauer Kulturpalast und seine narrative Funktionalisierung“ (Sektion: Polen und die DDR der 1950er Jahre. Urbane Brüche, ihre Materialität und Narration) vertreten.

23.02.2024

Preußen nicht verklären!

Ein Beitrag von Eva Murašov zur Kritik Agnieszka Pufelskas an der aktuellen Preußenrezeption

Eva Murašov nimmt in ihrem Beitrag „Deutsche Gewalt im Osten 'Wir dürfen Preußen nicht verklären'“ vom 21. Februar 2024 im Tagesspiegel den Faden eines Gespräches mit Agnieszka Pufelska über die Erinnerung Preußens im öffentlichen Raum und in Kultureinrichtungen in Berlin und Brandenburg auf. Diese Erinnerung und die Darstellung der preußischen Geschichte sei, so Pufelska, verklärend. Die Gewalt gegen Polen etwa, die das koloniale Agieren Preußens in den östlichen Provinzen erzeugt habe, würde weitgehend ausgeblendet. Das Fehlen einer entsprechend umfassenden und zugleich differenzierten Auseinandersetzung mit der preußischen Geschichte im Humboldt Forum in Berlin, sei ein „Paradebeispiel“ für die einseitige Vermittlung preußischer Geschichte. Im Humboldt Forum, so Murašov, setze eine Reflexion dieser Problematik erst nach und nach ein, nicht zuletzt in Reaktion auf die Kritik Pufelskas. Letztere fordert eine offensive Auseinandersetzung mit der problematischen Geschichte Preußens - auch im öffentlichen Raum - und deren Bertrachtung aus einer europäischen Perspektive.

22.02.2024

"Die fließenden Grenzen des Kolonialismus ..." - Perspektiven (post)kolonialer Ansätze für die Geschichte des nordöstlichen Europas

Tagungsbericht von Melina Hubel

Konzepte der Kolonialismusforschung und der Postcolonial Studies bieten interessante Ansätze, mit denen die Geschichte und deren Darstellung des östlichen Europas, insbesondere des langen 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, einer kritischen Revision unterzogen werden können. Das Nordost-Institut nahm im November vergangenen Jahres diesen aktuellen Faden der Forschung auf und veranstaltete gemeinsam mit dem Herder-Institut, Marburg einen Nachwuchsworkshop und eine Konferenz unter dem Titel "Die fließenden Grenzen des Kolonialismus. Vor- und Nachteile einer postkolonialen Perspektive für die Erforschung der nord- und ostmitteleuropäischen Regionen".

Anhand aktueller Forschungen wurde u.a. diskutiert, welches Erkenntnispotential (post)koloniale Fragestellungen etwa in Abgrenzung zur Imperialismustheorie eröffnen. Dabei wurden historische Prozesse in Konstellationen, die als kolonial begriffen werden können, verstärkt in ihren Wechselbeziehungen der verschiedenen gesellschaftlichen Akteure befragt, um die Rückwirkung dieser Prozesse auch auf die imperialen/kolonialen Mächte herauszuarbeiten. Die Themen reichten von den Polnischen Teilungen bis hin zum aktuellen Krieg Russlands gegen die Ukraine. Der Schwerpunkt lag auf den nordöstlichen Europa.

Melina Hubel hat beiden Veranstaltungen einen Bericht gewidment, der auf H/Soz/Kult zugänglich ist.

09.02.2024

Sicherheitspolitik in Ostmitteleuropa

Vortragsreihe des Nordost-Instituts in der Mediathek

Im Herbst und Winter 2023/2024 lud das Nordost-Institut zu einer Vortragsreihe ein, die sich einem hochaktuellen Thema der Zeitgeschichte widmete. In sechs Beiträgen diskutierten Politikwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen sowie Historiker Fragen der europäischen Sicherheitspolitik, beginnend mit eine Reflexion der Konzepte einer neuen Politik zwischen Rüstung und Abschreckung nach dem Ende des sogenannten Kalten Krieges über die Darstellung und Diskussion der sicherheitspolitischen Lage und Positionierung einzelnen EU-Länder des östlichen Europas bis hin zur brennenden Frage nach den Konsequenzen, die der Krieg Russlands gegen die Ukraine für die Sicherheitslage in Europa und darüber hinaus bedeutet. Ein Teil der Beiträge von Tim Geiger, Kai-Olaf Lang, Ramūnas Misiulis, Frank Golczewski, Nele Ewers-Peters und Bastian Matteo Scianna kann in der Mediathek unserer Homepage, ergänzt um zwei Interviews, die Kai-Olaf Lang und Bastian Matteo Scianna mit dem Radio ZuSa geführt haben, nachgeschaut und nachgehört werden.

08.02.2024

Medien und Menschen und die deutsch-russischen Verflechtungen im 20. Jahrhundert

Neuer Band des Nordost-Archivs (Band 32) erschienen

Internationale Verflechtungen beginnen im Kleinen. Es sind Beziehungen zwischen Menschen, die oft durch Medien vermittelt und mitgestaltet werden. Dies gilt umso mehr für das Medienzeitalter, in dem verbale, visuelle und auditive Medien die interkulturelle Kommunikation und Interaktion prägen sowie Selbst- und Fremdwahrnehmung steuern. Der aktuelle Band der Zeitschrift Nordost-Archiv (Bd. 32) „Medien und Menschen. Forschungen zu deutsch-russischen Verflechtungen im 20. Jahrhundert“, wissenschaftlich betreut und herausgegeben von Florian Coppenrath und Oxana Nagornaja, betrachtet aus dieser Perspektive die Verflechtungsgeschichten des „deutsch-russischen Jahrhunderts“. Das Themenfeld reicht dabei von der Literatur über die Medien der Propaganda bis hin zur Kriegsgräberfürsorge. Die Beiträge geben Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte, die sich den Gegenständen auf der Grundlage empirischer Untersuchungen und im Anschluss an aktuelle methodische Ansätze - etwa der Biografie- und Medienforschung - nähern.

Seit 2022 erscheint das Jahrbuch des Nordost-Instituts im Franz Steiner Verlag - jeweils als gedruckter Band und als E-Book, letzteres im Open-Access-Verfahren.

07.02.2024

Der Bankier, der Himmler bestach

Ein Beitrag von David Feest zum estländischen Bankier Klaus Scheel 

Am 23. Juni 1940 erreichte ein Mann unter merkwürdigen Umständen den Hafen der deutschen Hafenstadt Kiel. Statt mit einer Passagierfähre reiste er mit einem Frachtschiff, und ein leerer Wassertank diente ihm als Kabine. Der Name des Mannes war Klaus Scheel. Er war 50 Jahre alt und einer der reichsten Männer in den baltischen Staaten. Als Vorsitzender der Bank „Georg Scheel & Co" hatte er vor der Errichtung einer sowjetischen Marionettenregierung nur zwei Tage zuvor einige der wichtigsten Industrieunternehmen in Estland kontrolliert. Das Ziel seiner Reise war Schweden, doch die Nazis verweigerten ihm die Ausreise aus Deutschland.

David Feest schildert in seinem Beitrag „Klaus Scheel war ein estnischer Patriot, der gezwungen war, Himmler zu bestechen" in der estnischen Zeitung "Postimees" (3. Februar 2024, Printausgabe) die Position, die der deutschbaltische Bankier in Staat und Gesellschaft der Estnischen Republik einnahm. Dabei geht es besonders um seine Netzwerke, Loyalitäten und Modi der Zugehörigkeit.

16.01.2024

Begegnungen nach Plan

Gemeinsames Forschungsprojekt des Nordost-Instituts

Der Begriff „Kalter Krieg“ bezeichnet eine Ära der Trennung und des Konfliktes. Zugleich jedoch ist damit eine Zeit angesprochen, in der sich immer mehr Menschen aufmachten, andere Länder zu bereisen und zu erkunden. Tourismus gab es so auch über den „Eisernen Vorhang“ hinweg - freilich vor allem aus den westlichen Ländern in die sozialistischen Staaten, seltener in die umgekehrte Richtung. Das gemeinsame Forschungsprojekt der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nordost-Instituts, „Begegnungen nach Plan“, wendet sich diesem West-Ost-Tourismus zwischen 1945 und 1991 zu. Das Projekt gliedert sich in einzelne Studien. In diesen werden entlang einer archivalischen oder gedruckten Quelle - Reiseberichte, KGB-Akten, Reiseführer und mehr - zunächst in essayistischer Form Problemlagen skizziert und sodann in einer wissenschaftlichen Abhandlung vertieft. Die Studien sind auf der Homepage des Nordost-Instituts zugänglich und werden sukzessive erweitert.

05.12.2023

Eingliederung deutscher Zwangsumsiedler in die kasachische Gesellschaft

Ein neuer Beitrag in der Rubrik „Übersetzte Geschichte“

Mit dem Projekt „Übersetzte Geschichte“ hat sich das Nordost-Institut zur Aufgabe gemacht, Fachtexte aus ost- und nordosteuropäischen Ländern in deutscher Übersetzung bereitzustellen und in ihrem Forschungskontext zu verorten. Mit dem neuesten Beitrag wird die Studie von Julija Podoprigora „Probleme der Eingliederung der deutschen Zwangsumsiedler in die kasachische Gesellschaft (Versorgung mit Lebensmitteln, Bereitstellung von Wohnraum, Integration in die Arbeitsprozesse)“ einem deutsprachigen Publikum zur Verfügung gestellt.

Die Autorin zeichnet darin die Lebensituation der Deutschen in der Kasachischen SSR nach dem Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion 1941 nach. Durch die Deportation von Deutschen aus anderen Teilen des Landes kamen zu den bereits vor Ausbruch des Krieges dauerhaft in der Kasachischen SSR lebenden Deutschen (über 92 000 Personen) bis Anfang Februar 1942 über 400 000 deportierte Deutsche hinzu. Das führte zu einem katastrophalen Mangel an Lebensmitteln, zu Hunger und zahlreichen durch Auszehrung bedingten Todesfällen vor allem unter Kindern und Jugendlichen. Julija Podoprigora stellt fest, dass die zentralen und regionalen Behörden vor dem Hintergrund des Krieges und der in der Republik herrschenden ökonomischen Schwierigkeiten nicht in der Lage waren, die Umsiedler für ihr Getreide, Vieh und sonstigen Besitz, den sie an den bisherigen Siedlungsorten zurücklassen mussten, zu entschädigen. Die in den Jahren 1942 bis 1946 vollzogene Mobilisierung der gesamten arbeitsfähigen deutschen Bevölkerung zur Arbeitsarmee sollte - so die Autorin - nicht nur dem Zwangsarbeitssystem in der Kasachischen SSR neue Arbeitskräfte zuführen, sondern auch die sozialen Spannungen, die an den neuen Siedlungsorten entstanden waren, abbauen.

Die Studie von Julija Podoprigora wird mit einem Beitrag von Victor Dönninghaus eingeleitet. Beide Beiträge sind auf unserer Homepage frei zugänglich.

06.10.2023

Kulturgutschutz in der Ukraine

Nordost-Institut vermittelt finanzielle Hilfe an Archive in Kyiv, Dnipro und Zaporizhzhja

Im Juli 2022 stellte die Beauftrage der Bundesregierung für Kultur und Medien 1,5 Mio. Euro für Maßnahmen zum Schutz von kriegsbedrohten Kulturgütern in der Ukraine zur Verfügung. Die Fördergelder dienen dem Schutz und der Dokumentation von kriegsbedrohtem Kulturgut in der Ukraine. Dank langjähriger Zusammenarbeit mit Archiven und weiteren Kultur-, Bildungs- und Forschungseinrichtungen in der Ukraine konnte das Nordost-Institut das Ukraine Art Aid Center/Netzwerk Kulturschutz Ukraine bei der projektgebundenen Vermittlung dieser Gelder drei Archive in der Ukraine unterstützen.

Mit Hilfe der finanziellen Unterstützung konnte die Staatliche Archivverwaltung in Kyiv zwei unterirdische Magazine einrichten. Das Staatliche Archiv des Gebiets Dnipropetrovs'k in Dnipro entwickelte unmittelbar nach Kriegsbeginn ein Programm für die Digitalisierung von Archivmaterial. Dieses Programm wurde mit einer Finanzierung von Materialien und technischer Einrichtung zum Schutz von Archivmaterial sowie von Geräten für die Digitalisierung unterstützt. Für das Staatsarchiv des Gebiets Zaporizhzhja in Zaporizhzhja richtete sich die finanzielle Hilfe auf die dringend notwendige Sicherung der Funktionstüchtigkeit der Feuerlöschanlage.

Das Nordost-Institut wird sich auch weiterhin an den Schutzmaßnahmen für Kulturgut in der Ukraine beteiligen.

05.10.2023

Gemeinsame Forschung mit der Ukraine

Kooperationsvertrag zwischen der Luc'ker Nationalen Technischen Universität und dem Nordost-Institut unterzeichnet
2023 10 05 - NEWS - Kooperation Luck

Das Nordost-Institut Lüneburg und die Luc’ker Nationale Technische Universität (LNTU) in der Ukraine werden ihre Zusammenarbeit vertiefen. Der im Juni 2023 von der Direktorin der LNTU, Prof. Dr. Iryna Vakhovych, und dem Direktor des Nordost-Institut, Prof. Dr. Joachim Tauber, unterzeichnete Kooperationsvertrag sieht die Fortsetzung bestehender Kooperationen und eine Intensivierung des wissenschaftlichen Austauschs vor, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf die Erforschung der Geschichte der Deutschen und anderer Minderheiten in Wolhynien gerichtet ist. Der Unterzeichnung des Vertrages in Luc'k wohnte Dr. Mychajlo Kostjuk bei - ein ausgewiesener Kenner der Geschichte Wolhyniens und Verfasser zahlreicher Publikationen zur deutschen Kultur und Geschichte dieser westukrainischen Region. In Zusammenarbeit mit Mychajlo Kostjuk hat das Nordost-Institut bereits mehrere Projekte durchgeführt, so etwa eine Sommerschule zur Geschichte der Wolhyniendeutschen im August 2022 (mit Beteiligung des Kulturreferats für Russlanddeutsche, Detmold).

04.10.2023

Russlanddeutsche Protestanten in der Sowjetunion

Ein Beitrag von Victor Dönninghaus

Die Politik gegenüber religiösen Organisationen unterlag in der UdSSR mit Beginn der 1960er Jahre wesentlichen Veränderungen. Der Staat gestand der Mehrheit von ihnen - soweit sie zur öffentlichen Bekundung ihrer Loyalität bereit waren - das Recht auf eine besondere Rolle in der Gesellschaft zu. Unter Leonid Breschnew wurde von dem Plan Chruschtschows Abstand genommen, in kürzester Zeit eine kommunistische Gesellschaft aufzubauen. Im Zuge dessen wurde für die Mehrheit der religiösen Organisationen, besonders die Russische Orthodoxe Kirche, der Zwang zur Anpassung an das sowjetische Regime abgeschafft. Unter gelockerten Bedingungen erhielten nun diejenigen Kirchen, die sich parteikonform verhielten, in begrenztem Maße Entfaltungsmöglichkeiten. Jedoch wählten bei weitem nicht alle religiösen Organisationen den Weg des Kompromisses mit der Sowjetmacht. Besonders Protestanten und die Mehrheit religiöser Organisationen der Russlanddeutschen waren nicht bereit, sich mit der Nische zufriedenzugeben, die ihnen der Staat zuwies. Sie kämpften hartnäckig für ihre Rechte. Während der Staat die zahlenmäßig schwächere Bewegung „weltlicher“ Dissidenten verhältnismäßig leicht „politisch neutralisieren“ konnte, gelang es ihm bis zum Zerfall der Sowjetunion nicht, die große Zahl religiöser Dissidenten zur Loyalität zu zwingen.

In seinem Beitrag „Die russlanddeutschen Protestanten in der Sowjetunion zwischen Anpassung und Widerstand (1960er - 1980er Jahre)“ geht Victor Dönninghaus der Frage nach, wie es zu Beginn der Regierungszeit Breschnews zu einer Liberalisierung der Kirchenpolitik kam und warum es gerade die religiösen Gemeinden der Russlanddeutschen waren, die im Konflikt zwischen Staat und Gläubigen an vorderster Front standen. Dabei wird aufgezeigt, dass der Protest der sogenannten ,Initiativler' in erster Linie religiös motiviert war, allerdings ebenso eine Form des politischen Widerstands, der das Ziel verfolgte, eine eigene Zugehörigkeit zu wahren. Die Studie ist Teil der Publikation „Diktatur - Mensch – System. Russlanddeutsche Erfahrung und Erinnerung“, die von Kornelius Ens, Jannis Panagiotidis und Hans-Christian Petersen herausgegeben wurde.

04.09.2023

Sprache im Spannungsfeld von Nation und Demokratie

NEUER BAND DER SCHRIFTENREIHE DES NORDOST-INSTITUTS, VON Melanie Frank

Der 32. Band der „Veröffentlichungen des Nordost-Instituts" ist erschienen! Melanie Frank erörtert in ihrem Buch „Sprache im Spannungsfeld von Nation und Demokratie. Lettlands Sprachenpolitik seit Wiedererlangung der Unabhängigkeit" die Frage nach dem Verhältnis von Demokratie und Nationalismus in der Sprachenpolitik postsowjetischer Staaten. Sie geht dabei von der Beobachtung aus, dass in diesem Politikfeld wichtige Entscheidungen für den Umgang mit den russischsprachigen Minderheiten und somit für die postsowjetische Transformation vormaliger Sowjetrepubliken getroffen wurden. Die Bedeutung der Sprachenpolitik wird zunächst anhand Estlands, Lettlands, Moldaus und der Ukraine herausgearbeitet. In einer Tiefenanalyse prüft Frank sodann, ob und in welcher Weise in der Sprachenpolitik des postsowjetischen Lettlands Nationalismus und Demokratisierung in Einklang gebracht wurden. Sie wertet hierfür einen umfangreichen Korpus originalsprachlicher Quellen aus und zeichnet die politischen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse im Feld der Sprachenpolitik nach. Sie arbeitet heraus, inwiefern Kriterien für eine Vereinbarkeit von Demokratisierung und Nationalismus erfüllt bzw. nicht erfüllt wurden und demokratische Anforderungen hinter den Zielen einer nationalisierenden Politik zurückstanden. Mit Blick auf die Corona-Pandemie, die Lettland im März 2020 erreichte, und den russischen Angriff auf die Ukraine (seit dem 24. Februar 2022) stellt die Autorin abschließend fest, dass diese Ereignisse in Verbindung mit der Sprachensituation und einem geringen Vertrauen der Bevölkerung in die politischen Institutionen eine besondere Herausforderung für die lettische Demokratie darstell(t)en. Der Band kann beim Harrassowitz Verlag erworben werden.

04.09.2023

Dietrich André Loeber und der Staat Lettland

Konferenz und Publikation zum deutsch-lettischen Staats- und Völkerrechtler

Anfang Januar fand in Riga im Festsaal des Schlosses eine Konferenz statt, die dem Leben und Wirken des deutsch-lettischen Staats- und Völkerrechtlers Dietrich André Loeber (1923-2003) gewidmet war und gemeinsam vom Präsidialamt Lettlands, der Juristischen Fakultät der Universität Lettlands und dem Nordost-Institut veranstaltet wurde. Ein Teil der Vorträge, darunter auch der des Wissenschaftlichen Mitarbeiters des Nordost-Instituts Detlef Henning, wurde nun in der lettischen juristischen Wochenzeitschrift „Jurista Vārds" (Ausgabe vom 01.08.2023) veröffentlicht. Ein Einblick in die Publikation ist teilweise online zugänglich.

31.08.2023

Geschichte im Bild

Präsentation der Plakatsammlung 
des Nordost-Instituts

Die Nordost-Bibliothek als ein zentraler Bestandteil des Nordost-Instituts verfügt neben ihrem umfangreichen Buchbestand über eine bedeutende Sammlung visueller Medien. Ein Teil dessen ist eine Sammlung von Plakaten des 20. Jahrhunderts. Darunter befinden sich Propaganda- und Werbeplakate, etwa aus der Zeit des Nationalsozialismus, ebenso wie Plakate zu historischen und Kunstausstellungen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in verschiedenen Orten des östlichen vor allem des nordöstlichen Europas stattgefunden haben. Einen besonderen Raum nehmen Plakate ein, die Veranstaltungen, Ausstellungen oder das Gedenken an Ereignisse dokumentieren, die sich der Geschichte der Deutschen im östlichen Europa widmen. Sie sind gleichermaßen wertvolle sowie interessante Quellen dieser vielschichtigen Beziehungsgeschichte(n). Ein Teil der Plakate ist nun im Gebäude des Nordost-Instituts ausgestellt.

28.07.2023

Das Erbe des Imperiums

Das neue Nordost-Archivs ist erschienen

Der 31. Band (2022) des Nordost-Archivs wendet sich unter dem Titel „Das Erbe des Imperiums: Multinationale und regionale Aspekte der Ukrainischen Revolution 1917-1921" der Ukrainischen Revolution von 1917 zu, die in der deutschen und westlichen historischen Forschung erst seit Kurzem als ein von der Russischen Revolution separates historisches Ereignis begriffen und in ihren Dynamiken, mit ihren Periodisierungen, Akteuren und Verflechtungen erforscht wird. Der von Guido Hausmann und Dietmar Neutatz herausgegebene Band versammelt Beiträge, die sich Fragen der Minderheiten in den revolutionären Ereignissen widmen und die das bisherige Bild vor allem durch eine lokale bzw. regionale Perspektive erweitern, vereinfachende Aussagen über ethnische, nationale oder religiöse Gruppen durch detailliertere Kontextualisierung aufbrechen und in größere zeitliche Zusammenhänge einbinden. Mit diesem Band erscheint das Nordost-Archiv erstmalig im Franz Steiner Verlag und unmittelbar in Open Access.

04.07.2023

Perspektiven der Forschung zur Geschichte der Ukraine

Die Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, Frau Dr. Iryna Tybinka, zu Gast im Nordost-Institut

Am 27. Juni 2023 besuchte die Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, Frau Dr. Iryna Tybinka, das Nordost-Institut. Sie machte sich mit der Arbeit des Instituts vertraut und kam mit den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts sowie den Stipendiaten, die aktuell am Institut verweilen, ins Gespräch.

Das Nordost-Institut ist ein Forschungszentrum, das seit den frühen 2000er Jahren Forschung und Lehre zur Ukraine betreibt und über entsprechende fachliche Ressourcen und Erfahrungen verfügt. So erarbeitete das Institut in enger Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus der Ukraine die Quellenedition „Der ,Große Terror‘ in der Ukraine. Die ,Deutsche Operation‘ 1937-1938“. Auch der aktuelle Band der Zeitschrift „Nordost-Archiv“ (Band 31) wird sich unter dem Titel „Das Erbe des Imperiums. Multinationale und regionale Aspekte der ukrainischen Revolution 1917-1921“ (hg. v. Guido Hausmann und Dietmar Neutatz) der Geschichte der Ukraine widmen.

Dr. Dmytro Myeshkov berichtete während des Treffens über die Hilfsprogramme zum Schutz kriegsbedrohten Kulturguts in der Ukraine, die im Nordost-Institut betreut werden, sowie über weitere Aktivitäten, mit denen das Institut unmittelbar auf den Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 reagierte.

Die Generalkonsulin interessierte sich insbesondere für die Ausrichtung der Forschung zur ukrainischen Geschichte im deutschsprachigen Raum sowie für mögliche Perspektiven, das Bewusstsein für die Geschichte der Ukraine in Deutschland in der Forschung und in der Breitenarbeit zu stärken. Vor dem Hintergrund ihrer langjährigen Erfahrungen ordneten Prof. Dr. Joachim Tauber und Prof. em. Dr. Otto Luchterhandt die Veränderungen ein, die sich seit dem Beginn des vollumfänglichen Krieges gegen die Ukraine in der historischen Osteuropaforschung abzeichnen und benannten die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind.

Im Anschluss an das Gespräch besichtigte die Generalkonsulin die Nordost-Bibliothek und machte sich mit der Buch- und Ansichtskartensammlung der Bibliothek vertraut.

29.06.2023

Die blinden Flecken der Kunstgeschichte?

Eine Kritik der Historiografie zur Geschichte der Kunst in der Ukraine

Der Ausbruch des vollumfänglichen Krieges Russlands gegen die Ukraine hat im Fach Kunstgeschichte den Prozess einer Revision forciert, die ausgehend (nicht nur) von der Kunstgeschichte des östlichen Europas, die Wissenssysteme und -voraussetzungen des Faches einer Kritik unterzieht. Der Beitrag „Die blinden Flecken der Kunstgeschichte? Das Beispiel Ukraine“ von Katja Bernhardt, Robert Born, Antje Kempe, Aleksandra Lipińska, Mateusz Kapustka und Beate Störtkuhl stellt, mit Blick auf die kunstgeschichtliche Forschung in Deutschland und in Polen, die Frage, warum die Kunstgeschichte der ukrainischen Länder kaum bzw. nur ausschnitthaft in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung präsent ist. Tatsächlich, so das Ergebnis der Analyse, lassen sich fachspezifische und überfachliche Faktoren benennen, die zu dieser Forschungssituation geführt haben. Diese herauszuarbeiten und Alternativen dazu zu entwickeln stellt eine Herausforderung für die zukünftige kunsthistorische Forschung dar.

Der Beitrag ist Teil der von Kilian Heck und Aleksandra Lipińska herausgegebenen Publikation „Als der Krieg kam ... . Neue Beiträge zur Kunst in der Ukraine“, in der die Ergebnisse des Ukraineforums veröffentlich sind, das in unmittelbarer Reaktion auf den Beginn des Krieges gegen die Ukraine kurzfristig im Rahmen des 36. Deutschen Kunsthistorikertages (Stuttgart, März 2022), organisiert worden war.

15.06.2023

Jubiläumspreis für Wissenschaft

Agnieszka Pufelska ist Preisträgerin des Jubiläumsprogramms 40 Jahre Stiftung Preußische Seehandlung

Am 14. Juni 2023 gaben der Regierende Bürgermeister von Berlin und Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Preußische Seehandlung, Kai Wegener, und Hans Gerhard Hannesen, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, die diesjährige Preisträgerin und die Preisträger der Stiftung Preußische Seehandlung bekannt. Unter ihnen befindet sich Agnieszka Pufelska, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Nordost-Institut im Arbeitsbereich Polen. Sie erhält den Jubiläumspreis für Wissenschaft. Die Stiftung Preußische Seehandlung ehrt mit der Preisvergabe insbesondere ihre Forschungen und Veröffentlichungen zur Geschichte Preußens. Besonderen Nachdruck legt die Begründung der Preisvergabe auf die innovativen Impulse, die von den Arbeiten Pufelskas für die Rekonstruktion der Geschichte Preußens als transnationale Verflechtungsgeschichte ausgingen und mit denen die Preisträgerin neue methodische Ansätze für die Ostmitteleuropa-Forschung fruchtbar gemacht und weiterentwickelt habe.

Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert sowie mit einem Forschungsaufenthalt am Wissenschaftskolleg zu Berlin verbunden. In ihrer Danksagung betont die Preisträgerin die Bedeutung der kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte Preußens für die deutsch-polnische Nachbarschaft und Verständigung.

Die Preisverleihung findet am 23. September 2023 im Rahmen der Festveranstaltung anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Stiftung Preußische Seehandlung in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften statt.

25.05.2023

„Alles, nur nicht Polen ...“

Agnieszka Pufelska kritisiert in der NZZ den westeuropäischen Zentrismus des Humboldt-Forums in Berlin

Das Humboldt-Forum in Berlin hat den kritischen Umgang mit der Geschichte des Kolonialismus und mit dem kolonialen Erbe zu einem seiner Kernthemen bestimmt. Dabei, so Agnieszka Pufelska in ihrem Beitrag vom 19. Mai 2023 in der Neuen Züricher Zeitung, pflegt das Humboldt-Forum allerdings einen lang hergebrachten europäischen Zentrismus. So sei weder im kürzlich begangenen Erinnern der Revolution von 1848/49 der Niederschlagung des polnischen Aufstandes in Posen gedacht worden, noch widme sich das Humboldt-Forum der kolonial-imperialen Geschichte Preußens in Polen. Die Kritik Pufelskas richtet sich dabei nicht allein auf die Einseitigkeit des Verständnisses von Kolonialismus, wie sie sich im Umgang mit dem Thema im Humboldt-Forum zeigt. Vielmehr drängt sie darauf, die historische Analyse des Kolonialismus und seiner Folgen ebenso auf den europäischen Binnenkolonialismus, im konkreten Fall auf das koloniale Selbstverständnis und Agieren Preußens in seinen östlichen, durch die Teilung Polens entstandenen Provinzen, auszudehnen und auf diese Weise der Vorherrschaft des westeuropäischen Diskurses, wie sie in der Interpretation und Darstellung der gesamteuropäischen Vergangenheit nach wie vor anzutreffen ist, entgegenzuwirken.

24.05.2023

„Nach Italien"

Edition des Reisetagebuches der Rigaer Künstlerin Elise von Jung-Stilling

In der Dokumentesammlung des Herder-Instituts Marburg wird eine Archivalie aufbewahrt, die das Interesse der Forschung aus einer ganzen Reihe unterschiedlicher Perspektiven zu wecken vermag - das Reisetagebuch der Künstlerin und Kunstpädagogin Elise von Jung-Stillingen (1829-1904). Es wurde jetzt in der Reihe „Online-Publikationen“ des Nordost-Instituts als Transkription ediert. Die kommentierte und mit einem wissenschaftlichen Apparat versehene Edition wird begleitet von zwei wissenschaftlichen Beiträgen. Baiba Vanaga stellt das Schaffen der Künstlerin vor, die mit der „Jung-Stillingsche Zeichenschule“ 1873 in Riga die erste Zeichenschule für Frauen im Baltikum begründete. Die Schule hatte maßgeblich Anteil an der professionellen Ausbildung von Künstlerinnen und Künstlern aus dem gesamten baltischen Raum und wurde nach dem Tod Elise von Jung-Stillings als „Rigaer Städtische Kunstschule“ von der Stadt weitergeführt. In einem weiteren Beitrag stellt Anja Wilhelmi das Reistagebuch als historische Quelle vor. Sie skizziert dessen Vielschichtigkeit, die es erlaubt, aus unterschiedlichen Forschungsrichtungen mit Fragen und Analyseansätzen an den Reisebericht heranzutreten.

05.05.2023

Musik gegen das Vergessen

Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung erhält den Hosenfeld-Szpilman-Preis 2023

Am 19. April 2023 wurde in Lüneburg der Hosenfeld-Szpilman-Preis 2023 an die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung vergeben. Es wurde damit das Projekt Krzyżowa-Music, ein jährlich in Kreisau ausgerichtetes Kammermusikfestival, gewürdigt. Die Universitätsgesellschaft Lüneburg ehrt gemeinsam mit der Museumsstiftung und der Hansestadt Lüneburg mit diesem Preis Initiativen, die den Widerstand, der sich ausgehend von ethischen Werten gegen den Nationalsozialismus wandte, in Erinnerung bewahren oder in einer besonderen Weise zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus beitragen. Der diesjährige Preis für das Musikfestival steht in einem besonderen Bezug zu den Namensgebern. Im November 1944 hatte der deutschen Offizier Wilm Hosenfeld im besetzten Warschau den jüdischen Pianisten Władysław Szpilman entdeckt und das Leben gerettet. Jahre später bemühte sich Szpilman, Hosenfeld aus der Kriegsgefangenschaft zu befreien, der jedoch 1952 in Gefangenschaft in Stalingrad starb.

Die Auswahl des Preisträgers erfolgte durch ein Kuratorium, dem als externe Jurymitgliedern Prof. Dr. Peter Oliver Loew (Direktor des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt), Dr. Elke Gryglewski (Leiterin der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten) und Prof. Dr. Joachim Tauber (Direktor des Nordost-Instituts in Lüneburg) angehörten.

Pressebericht der Universitätsgesellschaft und der Museumsstiftung Lüneburg

04.05.2023

Ein außergewöhnliches Ereignis

Lettlands Staatspräsident besucht das Nordost-Institut

Der Staatspräsident der Republik Lettland, Egils Levits, besuchte auf Einladung am 28. April 2023 das Nordost-Institut in Lüneburg. Begleitet wurde er von der neuen lettischen Botschafterin in Berlin, Alda Vanaga, dem Stellvertretenden Botschafter Kristaps Misāns sowie der außenpolitischen Beraterin des Präsidenten, Solveiga Silkalna.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Joachim Tauber, Direktor des Nordost-Instituts, und Detlef Henning, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, sowie einer kurzen Führung durch die Bibliothek und die Arbeitsräume des Instituts setzten sich die lettischen Gäste mit den für den Bereich der Baltischen Geschichte zuständigen Wissenschaftlern (Joachim Tauber, David Feest, Detlef Henning und Anja Wilhelmi) zu einem Arbeitsgespräch zusammen. Themen bildeten die Forschungen am Institut zur Baltischen Geschichte, die Bedeutung der Baltischen Geschichte für die deutsch-baltischen Beziehungen und die gemeinsame europäische Erinnerung sowie der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Im Anschluss fuhr die lettische Delegation in die Lüneburger Universität, wo Egils Levits für seine wissenschaftliche Arbeit und sein politisches Lebenswerk die Ehrendoktorwürde der Leuphana Universität verliehen wurde.

Dr. Dr. h. c. Egils Levits wurde 1955 im sowjetisch besetzten Lettland geboren, reiste 1972 mit seinen Eltern in die Bundesrepublik Deutschland aus und machte 1973 am Lettischen Gymnasium in Münster sein Abitur. Nach einem Jurastudium in Hamburg und einer wissenschaftlichen Tätigkeit an der Universität Kiel arbeitete er 1989 bis 1991 unter Boris Meissner am Institut für Deutschland- und Osteuropaforschung des Göttinger Arbeitskreises, einem der beiden Vorgängerinstitutionen des Nordost-Instituts, bevor ihn ab 1992 seine politische Karriere als lettischer Diplomat, Justizminister, Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte sowie dem Europäischen Gerichtshof 2019 in das höchste Amt der Republik Lettland führte. Zahlreiche Beiträge zum Recht, zur Rechts- und Zeitgeschichte weisen Levits auch als erfolgreichen Wissenschaftler aus. Er ist Mitglied der Baltischen Historischen Kommission e. V.

Bereits 2007 hatte Levits zusammen mit der ersten lettischen EU-Kommissarin Sandra Kalniete im Fürstensaal des Lüneburger Rathauses einen der beiden Eröffnungsvorträge der vom Nordost-Institut veranstalteten „7th Conference on Baltic Studies in Europe (CBSE)“ gehalten, mit über 300 Teilnehmern aus aller Welt die bisher größte Tagung in der Geschichte der CBSE.

Foto: Ilmārs Znotiņš, Kanzlei des Staatspräsidenten

25.04.2023

Neue Ansätze zur Geschichte der Herrschaft Katharinas der Großen

Publikation unter Beteiligung des Nordost-Instituts

Mariupol, Odessa, Cherson... - das sind Städte, in denen der Krieg in der Ukraine tobt. Sie wurden von Katharina der Großen gegründet, deren Truppen diese südlichen europäischen Regionen gegen Ende des 18. Jahrhunderts von den Osmanen erobert hatten. Die Schaffung neuer städtischer Zentren war Teil der Werbemaschinerie der deutschstämmigen Herrscherin. Das 'geopolitische' Konzept, das hinter den Stadtgründungen stand, blieb dabei gegenüber der Lage der Menschen vor Ort gleichgültig - sowohl ihrer eigenen Untertanen als auch der Minderheiten, die infolge ihrer Kriege in das riesige Reich eingegliedert wurden. Die Publikation „L'empire de Catherine la Grande. Nouvelles Approches", die von Kerstin S. Jobst, Francine Dominique Liechtenhan, Agnieszka Pufelska, Jan Kusber und Guillaume Nicoud im Verlag Édition SPM herausgegeben und deren Erscheinen vom Nordost-Institut gefördert wurde, wirft in fünfzehn Beiträgen einen kritischen Blick auf Katharinas Platz in der Geschichte Russlands und der Geschichte Europas und ihren wechselseitigen Rückbezügen.

25.04.2023

Subjektivität und sexuelles Begehren

Band XXIX des Nordost-Archivs erschienen

Der aktuelle, von Dietlind Hüchtker, Claudia Kraft und Katrin Steffen herausgegebene Band des Nordost-Archivs unter dem Titel „Begehren macht Akteur*innen. Praktiken der Subjektivierung im 20. Jahrhundert" schließt kritisch an Forschungen zur Geschichte des Selbst an und wendet sich Praktiken der Subjektivierung im östlichen Europa im 20. Jahrhundert zu. Die Beiträge setzen sich mit Fragen der subjektiven, sozialen und gesellschaftlichen Körperwahrnehmung und ihrer Politisierung, mit der Verschiebung von normativen Vorstellungen der Familienplanung sowie mit Fragen der historischen Darstellungen von Geschlecht und Sexulalität auseinander, wobei der Schwerpunkt auf Polen, der Sowjetunion und der ehemaligen Sowjetrepublik Litauen liegt. Dabei stellen die  Texte die Perspektiven der Akteurinnen und Akteure in den Vordergrund. Sie liefern somit einen innovativen Zugang zur jüngeren Geschichte des östlichen Europa und tragen mit der Historisierung des sexuellen Begehrens zu einem differenzierten Verständnis sozialer Beziehungen, individueller Erfahrungen und gesellschaftlicher Ordnungen bei.

04.04.2023

Krieg in der Ukraine - „Zerbombte Kirchen, geplünderte Archive: Warum? Was kann gerettet werden?"

Ein Special der Online Plattform Дekóder

Der Krieg gegen die Ukraine ist auch ein Krieg gegen die Kultur und die historische Erinnerung in der Ukraine. Der Schutz und die Bewahrung von historischen Gütern, Dokumenten und Objekten ist daher ein wesentliches Element der Selbstbehauptung der Ukraine. Die Onlineplattform „Дekóder" hat ein Special unter dem Titel „FAQ #10: Zerbombte Kirchen, geplünderte Archive: Warum? Was kann gerettet werden?" zusammengestellt. Acht Historikerinnen/Historiker und Kunsthistorikerinnen/Kunsthistoriker stellen in konzisen Beiträgen das Ausmaß der Zerstörung und des Raubs von Kulturgütern durch das russische Militär und die russischen Okkupationsbehörden auf dem Gebiet der Ukraine dar, berichten über Strategien, wie Kulturgüter von ukrainischer Seite mit internationaler Hilfe aktiv geschützt werden, und skizzieren die Folgen des Kulturgutverlustes. Das Nordost-Institut hat das Special inhaltlich und konzeptionell begleitet. Darüber hinaus diskutiert unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Dmytro Myeshkov, der seit Beginn des Krieges Informationen zu Angriffen auf Archive in der Ukraine sammelt, im Dekoder-Special die Frage, warum in diesem Krieg von russischer Seite aus auch KGB-Archive zerstört werden.

12.08.2022

Zerstörung von Archiven und Museen im Krieg gegen die Ukraine

Informationen auf der Facebookseite des Nordost-Instituts

Seit Februar 2022 dauert der Krieg, den Russland der Ukraine aufgezwungen hat, an. Teil der Kriegsführung gegen das Land ist die gezielte Zerstörung historischer Denkmälern und der Kunstraub. Neben architektonischen und kunstgeschichtlichen Denkmälern und Museen sind hiervon Archive und die in ihnen aufbewahrten historischen Dokumente betroffen. Das Nordost-Institut sammelt unter der Überschrift „Zur Lage der ukrainischen Kultureinrichtungen und Archive“ kontinuierlich seit Beginn des Krieges auf seiner Facebookseite Informationen über diese Zerstörung von Kultureinrichtungen, Museen, Archiven und Archivgut in der Ukraine sowie über ukrainische und internationale Intitiativen und Maßnahmen zum Schutz und zur Dokumentation des bedrohten Kulturguts. Unser Anliegen ist es, diese Informationen über diesen Weg zügig zusammenzuführen und in der Fachcommunity und darüber hinaus zu verbreiten.

04.03.2022

Aussetzen der Arbeit der Deutsch-Russischen Historikerkommission

ERKLÄRUNG der deutschen Mitglieder der Kommission

Die Deutsch-Russische Geschichtskommission wurde vor 25 Jahren im Geist eines vereinten Europas geschaffen. Ziel der Kommission ist, den offenen Meinungsaustausch und das gegenseitige Verständnis zwischen beiden Ländern zu fördern und sich auch schwierigen Themen der gemeinsamen Geschichte zu widmen. An diesem Ziel halten wir fest.

Seit 24. Februar 2022 führt die russische Regierung einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die souveräne Ukraine, der unsere Solidarität gilt. Dieser Angriff ist eine durch nichts zu rechtfertigende Aggression, die unschuldige Menschenleben und unbeschreibliches Leid fordert. Wir sind entsetzt über dieses Blutvergießen und fordern die russische Regierung auf, den Krieg unverzüglich zu beenden. In Anbetracht dieser unvorstellbaren Ereignisse setzen wir die gemeinsame Arbeit der Kommission aus.