Aus deutscher Sicht ist 1945 das Jahr, in dem der Zweite Weltkrieg endete. Gilt diese Zäsur auch für die Länder des nordöstlichen Europas und wenn ja, in welcher Weise? Lettland, Litauen, Estland, Belarus und die Ukraine wurden in die Sowjetunion inkorporiert. Letztere dehnte ihre hegemoniale Macht über weitere Länder Ost- und Ostmitteleuropas aus. In einigen Ländern dauerte der bewaffnete Widerstand auch nach der militärischen Unterwerfung noch jahrelang an. Menschen wurden auch nach dem Ende des Kriegs massenhaft umgesiedelt und vertrieben. Die immensen Kriegszerstörungen sind bis in die Gegenwart präsent. Die Vortragsreihe der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nordost-Instituts richtet den Blick auf das Baltikum, die Ukraine, Polen und Russland. Sie stellt verschiedene Perspektiven vor, mit denen die Geschichte und die Wahrnehmung des Kriegsendes differenziert wird. Dabei geht es um die konkreten historischen Ereignisse gleichermaßen wie um das alltägliche Erleben dieser Zäsur, langfristige Konsequenzen und Erinnerungsformen.