‘Im Kommunismus werden die Menschen neu erschaffen‘. Der Kommunistische Jugendverband und die Russlanddeutschen (1920er/1930er Jahre)
1918 gründete die Kommunistische Partei Russlands (RKP(b)) einen Kommunistischen Jugendverband, auch Komsomol genannt. Die Bolschewisten verfolgten dabei zwei Ziele: Sie wollten den politischen Klassenkampf auch in den jungen Generationen festigen und die Jugend für ihre Zwecke gewinnen.
Im Vortrag wird die Arbeit des Komsomol mit deutschen Jugendlichen in Sowjetrussland (Sowjetunion) untersucht. Es fragt, inwieweit sich russlanddeutsche Jugendliche politisieren und über den Komsomol beeinflussen ließen. Dazu soll berichten werden, welche Formen der Leitung nichtrussischer kommunistischen Jugendorganisationen Moskau anwandte, um auf die junge Generation Einfluss zu nehmen. Von Interesse ist auch die Frage, wie Moskau es schaffte eine politische gewollte Abgrenzung der Jugendlichen nach Merkmalen des Klassenkampfes in die Praxis umzusetzen.
Die kommunistischen Jugendorganisationen trugen entscheidend zur Zerstörung der traditionellen patriarchalischen Ordnung in den nationalen Dörfern bei und beteiligten sich an der antireligiösen und internationalistischen Propaganda und Agitation. Aus genau diesem Milieu der jugendlichen Kommunisten kamen später die Führungskader aller Ebenen für die Arbeit in den Partei- und Sowjetorganen.
Eine der wichtigsten Fragen in diesem Zusammenhang lautet, welche anderen Mittel außer Disziplinierung und Unterdrückung den Bolschewiki zur Verfügung standen, um ihren „neuen Menschen“ zu erziehen und die junge Generation in „sozialistische“ Arbeits- und Lebensformen einzubinden.
Der Vortrag ist ein Beitrag zur Tagung Der sowjetische "Neue Mensch". Transformationen des russlanddeutschenkulturellen Gedächtnisses - Ideal, Realität und Nachwirkungen bis in die Gegenwart