Der sowjetische "Neue Mensch"
Die Figur des „Neuen Menschen“ zählte zu den zentralen ideologischen Konstruktionen der Sowjetunion. Von den 1920er Jahren bis zum Zerfall des sowjetischen Staates durchzog die Vision eines moralisch gefestigten, kollektiv orientierten und arbeitsamen Menschen politische Programme, kulturelle Ausdrucksformen und soziale Praktiken. Dieses Ideal prägte auch das Selbstund Fremdbild der Russlanddeutschen und wirkt in unterschiedlichen Formen bis in die Gegenwart nach.
Die Tagung untersucht interdisziplinär, wie dieses Menschenbild politische Programme, kulturelle Ausdrucksformen und gesellschaftliche Praktiken prägte, welche Spannungen sich zwischen Anspruch und Realität zeigten und welche Spuren bis heute – insbesondere in den Biografien russlanddeutscher Migrantinnen und Migranten – sichtbar sind. In drei thematischen Panels werden Konstruktionen und Brüche des Ideals, seine kulturellen Repräsentationen und Nachwirkungen sowie die Folgen für Erinnerungskulturen diskutiert. Ziel ist es, historische Erfahrungen kritisch zu reflektieren und Impulse für gegenwärtige Debatten in unserer pluralen Migrationsgesellschaft zu geben.