Geschichte der lettischen Geschichtsschreibung. Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Das Besondere in Europa ist seine Vielfalt an Ländern, Völkern und Kulturen, aber auch an unterschiedlichen Geschichten, die sich Menschen, Gesellschaften und Nationen auf diesem Kontinent erzählen, die sie erinnern und aus denen sie ihre Zukunftsentwürfe entwickeln.
Während die „großen“ Geschichten – etwa der Briten, Franzosen, Deutschen, Italiener und Russen – in allgemeinen Zügen bekannt sind, haben es die „kleineren“ Geschichten europäischer Nachbarn oft schwer. Sie gelten nicht selten als zu vernachlässigende Randgeschichten, gelten als unwichtig oder als bedeutsam nur für die Angehörigen der betreffenden Nationen selbst. In besonderem Maße gilt dies für die baltischen Länder der Esten, Letten und Litauer im nordöstlichen Europa.
In seinem jüngst erschienenen Buch erzählt Detlef Henning, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Nordost-Instituts, wie Letten ab Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur beginnen, sich politisch gegenüber Deutschen und Russen zu emanzipieren, sondern auch, wie sie anfangen eine eigene Geschichte zu schreiben. Vor dem Hintergrund der dramatischen Geschichte des Baltikums im 20. Jahrhundert, geprägt von Revolutionen und Kriegen, Freiheit und Fremdherrschaft, Demokratie und Diktatur, beschreibt er, wie lettische Historiker allmählich eine eigene Erinnerungslandschaft entwickeln und damit ganz entscheidend am Aufbau einer modernen lettischen Nation und der Unabhängigkeit ihres Landes beteiligt sind.
Nordost-Institut (IKGN e.V.)
