Abschiebung aus Preußen
Zur „Polenausweisung“ von 1885 und ihrer Aktualität
Varieties of Germany
Was wird sichtbar, wenn wir die deutsche Geschichte „von außen“ betrachten? Ein solcher Perspektivwechsel ist gerade in der momentanen Umbruchszeit wichtig, in der viele Koordinaten der deutschen und europäischen Politik grundlegend hinterfragt werden müssen. Die siebte Ausgabe der Reihe „Historische Urteilskraft“ fügt gängigen Gewichtungen nationaler Geschichtsschreibung neue Schwerpunkte hinzu: Blicke aus u. a. Belarus, Frankreich, Indien, Kamerun und Polen rücken Unerwartetes in den Fokus, verschieben Relevanzen und zeigen so eine andere deutsche Geschichte, eine Geschichte von außen – von der Antike bis zum Ende des Kalten Krieges.
Geht es um Polen, so fokussiert der Vortrag von Agnieszka Pufelska darauf, dass vor 140 Jahren, im Jahr 1885, rund 32.000 polnische und jüdische Bewohnerinnen und Bewohner aus Preußen ausgewiesen wurden – ein dramatisches Ereignis, das in Deutschland weitgehend vergessen, in Polen jedoch tief im kollektiven Gedächtnis verankert blieb. Diese sogenannte Polenausweisung war nicht nur eine Maßnahme gegen ungeliebte „Fremde“, sondern ein Ausdruck der preußisch-deutschen Nationalstaatsbildung, die auf ethnischer Homogenität und kolonialen Vorstellungen beruhte. In ihrem Vortrag stellt Agnieszka Pufelska nicht nur die Ereignisse von 1885 dar, sondern beleuchtet auch die Folgen, welche die Ausweisung für das deutsch-polnische Verhältnis hatte.
Die Beiträge des Symposiums erscheinen im neuen Heft des Magazins „Historische Urteilskraft”.