Das Projekt nimmt die aktuelle Dynamik, die für die Forschung zur Stadtplanung im Nationalsozialismus im sogenannten neuen deutschen Osten aktuell zu beobachten ist, auf; strebt jedoch einen Perspektivwechsel an. Die Begriffe und Gegenstände, auf die hin das Problemfeld bezogen sein wird, sind nicht mehr die Stadt- und Raumplanung, sondern Stadt und Raumpraxis. In der Konsequenz dessen wird die bisher dominierende Planungsgeschichte mit Fragen der medialen und intellektuellen Aneignung des besetzen Ortes, der Analyse der verschiedenen Eingriffe in die räumliche Struktur der Stadt, angefangen bei der propagandistischen Vereinnahmung des Stadtraumes, über die räumlichen Veränderungen, die durch Deportationen und gewaltsame Segregation eintraten bis hin zu konkreten städtebaulichen Eingriffen (oder eben nur deren Imagination), verwoben. Es geht darum, mit einem interdisziplinären Ansatz eine integrative Betrachtung von Planung, Raumpraxis und Erleben vor Ort zu ermöglichen. Die Untersuchung erfolgt programmatisch am Beispiel ausgewählter Kleinstädte und verfolgt eine längere als sonst übliche Perspektive, die sowohl die Zeit vor wie nach der nationalsozialistischen Besetzung einschließt. Das langfristige Projekt wird als internationale Kooperation entwickelt, in der Kompetenzen verschiedener Fachdisziplinen zusammengeführt und universitäre Lehrformate integriert werden sollen. In einem ersten Schritt sind Arbeitstreffen geplant, in denen das inhaltliche und methodische Konzept entwickelt, diskutiert und fixiert sowie die zukünftigen Arbeits- und Präsentationsformate geklärt werden.