Der Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941 „Über die Übersiedlung der Deutschen, die in den Wolgarayons wohnen“ bedeutete eine einschneidende Zäsur im traditionellen Leben der Deutschen in der Sowjetunion. Innerhalb weniger Monate wurden aufgrund dieses Befehls rund 370.000 Menschen aus der Wolgarepublik ausgesiedelt, weitere 530.000 Menschen deutscher Abstammung aus anderen Teilen der Sowjetunion fielen dem Erlass bis Ende 1941 zum Opfer.

Das Nordost-Institut nahm den 80. Jahrestag des Deportationsbefehls zum Anlass, an das Schicksal der Russlanddeutschen zu erinnern und ihre Geschichte im Kontext der sowjetischen Geschichte und der deutsch-sowjetischen Beziehungen zu betrachten. In fünf populär-wissenschaftlichen Vorträgen und einer Abschlussdiskussion wurde im September-November 2021 die Geschichte der Deportationen der Deutschen in der Sowjetunion von ihren Anfängen in den 1930er Jahren bis zur „Normalisierung“ des Lebens in den 1960ern vorgestellt. Neuere Forschungen über die Ukrainedeutschen während des Zweiten Weltkriegs spielten dabei ebenso eine Rolle wie die Nachwirkungen der Verfolgung im internationalen Kontext oder die literarische Verarbeitung der Deportation in der russlanddeutschen Literatur.