Kurz nachdem der Deutsche Bundestag im November 2022 das Hungersterben von 1932–1933 in der Ukraine (Holodomor) als Völkermord anerkannt hat, veröffentlichte einer der führenden ukrainischen Holodomor-Forscher Vasyl’ Maročko einen Artikel über die deutschsprachige Geschichtsforschung zur Hungersnot von 1932–1933.
Maročko konzentriert sich in erster Linie auf die Tätigkeit der Gründungsmitglieder der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) sowie auf die Veröffentlichungen in der Zeitschrift „Osteuropa“. Er kommt zu dem Schluss, dass bis Mitte der 1980er Jahre der Holodomor von den Historikern im deutschsprachigen Raum weitgehend ignoriert wurde, was unter anderem auf die von der „Ostforschung“ geerbte „Russlandzentriertheit“ der Osteuropastudien und die Idealisierung der Sowjetunion zurückzuführen war. In den letzten 20 Jahren – so Maročkos Fazit – habe es jedoch eine positive Dynamik im Bereich der deutschsprachigen Holodomor-Forschung gegeben: In den letzten beiden Jahrzehnten seien mehr Arbeiten erschienen als in den gesamten mehr als 100 Jahren des Bestehens der DGO, wobei es die größten Fortschritte bei der Erforschung der Ursachen und Folgen der Hungersnot gegeben habe.
Für die freundliche Abdruckgenehmigung bedanken wir uns bei der Redaktion der „Ukrainischen Historischen Zeitschrift“.