Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nordost-Instituts trauern um ihren geschätzten Kollegen, den renommierten Osteuropa-Historiker und Professor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Detlef Brandes, der nach langer Krankheit am 2. September 2025 in Berlin verstorben ist.
Detlef Brandes wurde am 1. Mai 1941 in Berlin geboren, der Beginn seiner wissenschaftlichen Arbeit war jedoch mit München verbunden. Hier promovierte er 1968 nach seinem Studium der Geschichte, Slawistik, Germanistik und Politikwissenschaft mit einer Arbeit über die deutsche Besatzungspolitik, Kollaboration und Widerstand im Protektorat Böhmen und Mähren und begann als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Collegium Carolinum – der Forschungsstelle für die böhmischen Länder – in München zu arbeiten. Von 1972 bis 1984 war Detlef Brandes an der Freien Universität Berlin tätig, wo er seine Habilitationsschrift fertigstellte.
Neben der Geschichte der Vertreibungen der Deutschen aus der Tschechoslowakei und Polen sowie der Geschichte der Sudetendeutschen war die Geschichte der Deutschen im Russländischen Reich und in der Sowjetunion, d.h. in der Ukraine, an der Wolga und in Sibirien, ein weiterer wichtiger Forschungsschwerpunkt von Detlef Brandes. Nach einer kurzen Zeit am Bundesinstitut für ostdeutsche Kultur und Geschichte (heute: Bundesinstitut für Kultur und Geschichte des östlichen Europas, BKGE) in Oldenburg übernahm er 1991 die Leitung des Instituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, wo er bis zu seiner Emeritierung Mitte 2008 forschte und lehrte.
Gerade während seiner Zeit in Düsseldorf entfaltete sich sein Potenzial als Forscher, Hochschullehrer und wissenschaftlicher Betreuer vollends. Er sorgte dafür, dass die Erforschung der Geschichte und Kultur der sog. Russlanddeutschen auf eine solide wissenschaftliche Basis gestellt wurde. Detlef Brandes initiierte wegweisende Forschungsvorhaben, bereitete grundlegende Publikationen vor und betreute eine Reihe von wichtigen Qualifikationsarbeiten.
Als stellvertretender Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission für die Deutschen in Russland und in der GUS e.V. (heute: Wissenschaftliche Kommission für die Deutschen in und aus Osteuropa, Sibirien, Zentralasien und Kaukasien e.V., WKDO) war Detlef Brandes 2001 Gründungsmitglied des „Instituts für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa e. V. - Nordost-Institut“ und von 2001 bis 2007 Mitglied unseres Kuratoriums.
Dank seiner persönlichen Bemühungen und Kontakte entstanden produktive Verbindungen zwischen Forscherinnen und Forschern in vielen Ländern. Die von ihm initiierte Partnerschaft zwischen den Universitäten Düsseldorf und Prag etablierte sich schnell zu einer einzigartigen Institution, von der mehrere Generationen von Studierenden und Hochschullehrerinnen und -lehrern profitieren konnten und immer noch profitieren.
Unvergesslich für viele von uns werden der menschliche Charme von Detlef Brandes und die angenehme Atmosphäre in seinem Institut bleiben. Er fand immer die Möglichkeiten und die Zeit, Nachwuchsforscherinnen und -forschern zu helfen, die Türen seines Hauses standen jedem offen. Und die Weihnachtsfeiern im Institut waren legendär und weit über den Campus hinaus bekannt.
Unser tiefstes Beileid gilt seinen Angehörigen und allen Kolleginnen und Kollegen, die ihm nahestanden.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nordost-Instituts
Lüneburg, im September 2025